Mit dem Aschermittwoch fängt die 40-tägige Fastenzeit an. Das wissen wir alle und ist nichts neues. Aber tatsächlich hat mir kürzlich jemand gesagt, er hätte ganz lange nicht gewusst, dass die Sonntage nicht zur Fastenzeit gehören. Und das tun sie tatsächlich nicht: Sonntag ist auch in der Fastenzeit immer ein bisschen Ostern. Wir werden versuchen, dem mit dem Kirchenschmuck etwas Ausdruck zu verleihen, indem wir unter der Woche den Kirchenschmuck drastisch reduzieren, aber am Sonntag dezent wieder hervorholen. Ich persönlich bin heilfroh um den Sonntag, denn es fällt mir echt schwer, unter der Woche auf Nutella und Süsses zu verzichten.

Womit wir mitten im Thema sind: Wir Menschen brauchen geprägte Zeiten: Festtage, Feiern, Ausgelassenheit, wie sie uns die Fasnacht beispielsweise bietet. Ich halte es für sehr wichtig, dass es Zeiten gibt, in denen wir wirklich mal (in Massen) über die Stränge schlagen dürfen, und es so richtig krachen lassen können. Ich glaube, wir Menschen brauchen das. Genauso brauchen wir aber auch Zeiten der Ruhe, der Besinnung, der Stille und des Verzichtes. Medizinisch braucht das heute niemandem mehr erklärt zu werden. Das Internet ist voll mit Kuren, Fasten Gesundheit und Ratgebern.

Die Kirche, unser Glauben bietet uns da gute Hilfen: Der stille, besinnliche Advent, ursprünglich, und in manchen Kirchen eine Fastenzeit bis heute, die fröhliche Weihnachtszeit, die ausgelassene Fasnacht und die Fastenzeit. -Ich kann nichts damit anfangen, dass an vielen Orten die Fasnacht über den Aschermittwoch hinaus in die Fastenzeit hineingeht. Wir Menschen nehmen uns Rituale und jahrhundertlang eingeübte Gewohnheiten weg und vermengen alles zu einem grauen Matsch, wenn nach Weihnachten bereits Osterhasen in den Kaufhäusern sind und im Advent Weihnachten gefeiert wird und Fasnacht in die Fastenzeit reinrutscht.

Aber das muss jeder für sich selber herausfinden.

Als Christen dürfen wir das Angebot der Fastenzeit für uns selber annehmen, Jesus hat 40 Tage gefastet, wir dürfen ihn nachahmen. Aber, wie uns die Lesung am Aschermittwoch ermahnt, Joel 2, 12–18, ohne dass wir es grossspurig vor uns her posaunen. Auch, wem ich ein Almosen zukommen lasse, geht niemanden etwas an, denn der Vater im Himmel sieht es. Und das ist wichtig.

Und schliesslich das Gebet. Vielleicht gibt uns die Fastenzeit wieder den Anstoss, unser Gebet zu intensivieren, jemanden Bestimmten in mein Gebet einzuschliessen, oder einfach, Gott bewusst die Ehre zu geben, in meinem Leben eine echte Rolle spielen zu dürfen.

Fastenzeit ist eine Chance. Und wem sie, wie mir, hart erscheint: Ich tröste mich in Zeiten der Versuchung einen Vorsatz zu lassen, mit den Sonntagen und der Vorfreude auf Ostern und ein süsses Osternest.  Denn Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude.

Christian Fischer, Diakon