Tagesausflug St.Gallus-Chor mit Besichtigung Campus Galli
Bei nasskaltem Wetter begrüssen wir uns am Freitag, 30. Juni zu unserer eintägigen Chorreise zum 150-jährigen Jubiläum. Nachdem wir während der Carfahrt mit Kaffee und feinen Zöpfli verwöhnt wurden, treffen wir in Messkirch beim Campus Galli ein. Ein Kurzfilm, bevor unsere Führung beginnt, vermittelt uns einen ersten Eindruck, was uns Spannendes erwartet.
Das weltberühmte, 1200 Jahre alte Pergament, das heute in St.Gallen aufbewahrt wird, steht am Anfang der Idee zu Campus Galli. Die Zeichnung einer umfangreichen Klosteranlage inspirierte Menschen immer wieder dazu, sich in Form von Bildern und Modellen Gedanken zu machen, wie ein solches Kloster in der Realität aussehen könnte.
Vor 10 Jahren entstand das Projekt Campus Galli mit dem Ziel, ein Kloster nach Vorbild des Klosterplans zu bauen. Auf insgesamt 25 Hektaren Boden sollen ca. 8 Hektaren für dieses Projekt verbaut werden. Viele Herausforderungen werden seither gemeistert, Werkzeug hergestellt, Werkstätten gebaut, Gewänder genäht, Felder angelegt und Tiere gehalten.
Es wird soweit möglich, mit Mitteln und Werkzeugen des frühen Mittelalters gearbeitet und Materialien wie Lehm, Stein oder Holz verwendet. Kompromisse müssen aber gemacht werden, wenn die Sicherheit der Mitarbeiter gefährdet ist, die entstehenden Kosten den Finanzierungsrahmen übersteigen und geltendes Recht oder aktuelle Vorschriften z.B. bezüglich Statik, eine frühmittelalterliche Umsetzung nicht zulassen.
Mit jedem Bau der neu entsteht werden neue Erkenntnisse aus der Forschung aber auch aus der Bauweise gewonnen. Jedes Gebäude wird individuell behandelt, benötigt eine eigene Baueingabe mit erteilter Baugenehmigung. So entstehen gewisse Freiheiten in der Umsetzung und es ist schon jetzt klar, dass alles grösser und verzerrter wird als auf dem ursprünglichen Plan. Man ist allerdings bestrebt, die Anordnungen der einzelnen Gebäude oder Gärten gemäss den Planvorgaben umzusetzen. Die Planung von einem einzelnen Gebäude kann bis zu 3 Jahre dauern so z.B. der Bau der Scheune.
Unsere Frage nach dem Abschluss des Projektes wurde wie folgt beantwortet: Dies kann nicht wirklich abschliessend beantwortet werden. Es kann noch Jahrzehnte, ja vielleicht sogar Jahrhunderte dauern, bis die Umsetzung beendet ist.
Nach der Führung haben wir etwas Zeit zur individuellen Besichtigung. Dabei stossen wir auf verschiedenste Handwerker, die bereitwillig Auskunft über ihre Arbeit geben.
Nach einem reichhaltigen Mittagessen in gemütlicher Runde ist es schon bald Zeit, die Rückreise anzutreten. Mit vielen geschichtsträchtigen und interessantem neuen Wissen treffen wir gegen Abend wieder in Neukirch ein und die einen von uns wohl mit dem Gedanken: Zum Glück lebe ich im jetzigen Jahrhundert und nicht im frühen Mittelalter!
Doris Aeschlimann, Aktuarin St.Gallus-Chor Steinebrunn